Tolle Begegnungen, atemberaubende Natur und 1001 Nacht…

Unser Weg führte an „Ifrane“ vorbei. Kurz fragten wir uns ob wir noch in Marokko waren. Der Ort sah aus wie eine Kleinstadt in Deutschland. Keine traditionellen Bauten, Spitzdach und gerade Linien waren angesagt. Als wir 100 Kilometer weiter – also 2,5 Stunden später – an unserer Unterkunft ankamen, gleich die nächste Überraschung. Alles war kunstvoll bis ins kleinste Detail gemauert, dekoriert, farbenfroh, sauber und ordentlich. Sabrina kam aus dem Staunen gar nicht mehr raus.

Den Abend verbrachten wir mit Rory, einem weiteren Reisenden, 70 Jahre jung aus England und dem Herrn des Hauses, Ali, 43 Jahre und selbst reisewütig. Er hat schon in vielen Ländern gelebt und als Koch gearbeitet. Er erklärte uns auch, dass Ifrane der Ort für die betuchteren Marokkaner sei. Aufgrund der Höhenlage sind die Temperaturen im Sommer sehr angenehm. Im Winter durch den Schnee ist es ein beliebtes Skigebiet.
Ali hat große Pläne. Er möchte ein Schwimmbad mit Restaurant eröffnen um den Menschen in seinem Dorf Arbeit zu geben. Die Genehmigung des Bürgermeisters hat er bereits, in zwei Jahren möchte er fertig sein.

Rory, wollte am nächsten Tag – so wie wir auch – Richtung Marrakesch aufbrechen und fragte uns ob er mitfahren könne. Nachdem wir ihm sagten dass unsere Route nicht über die Hauptstraße sondern quer durch das Atlasgebirge führen würde, waren seine Worte: „everything is better than a moroccan coach!“ – was so viel bedeutet wie, das jedes Reisemittel besser ist als ein marokkanischer Reisebus. – unbeeindruckt davon wie klein unser Mietwagen eigentlich war.
Erst ging es auf 2100 Meter serpentinenartig hinauf, dann wieder hinunter. Zum Mittag gab es einen Kaffeestopp an einem Staudamm mit toller Aussicht und zum Nachmittag hielten wir an den Wasserfällen von „Ouzoud“ – die höchsten in ganz Marokko. Die Fahrt durch diese steinerne, karge und von rotem Sand bedeckte Landschaft hat uns beeindruckt. Immer wieder ragten Felsen majestätisch in die Luft und von den Berggipfeln strahlte uns der weiße Schnee entgegen.

Glücklicherweise schafften wir es vor Einbruch der Dunkelheit zu unserer Unterkunft in Marrakesch. Zuvor galt es allerdings den chaotischen Straßenverkehr zu bewältigen und nebenbei nicht nur auf alle anderen Verkehrsteilnehmer, sondern auch auf die Navigation zu achten. Rory setzten wir an unserer Unterkunft ab, wo auch er eine Nacht blieb. Danach trennten sich unsere Reisewege in verschiedene Richtungen.

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Marrakesch war genau so, wie wir es uns vorstellten – und irgendwie auch nicht. Aber dazu später mehr…
Wir entschieden uns noch einmal aus dem Getümmel auszubrechen und fuhren für eine Nacht zur – aus Filmen wie Gladiator oder James Bond bekannten „Kasbah“ nach „Aït Ben Haddou“.
Die Fahrt dorthin war spektakulär. Quer durch und mitten rauf auf die Berge des Atlasgebirges, entlang tiefer, kein Ende nehmender Abhänge. Wir sind von der Natur immer noch überwältigt. Auch hier nahmen wir nicht immer die Hauptstraße – die ohnehin eine einzige Baustelle war, wie eigentlich ganz Marokko. Überall werden Straßen vergrößert, in jeder größeren Stadt werden kilometerlang Wohnkomplexe hochgezogen und jedes zweite Haus ist eine Baustelle.
Für einen kleinen Obolus von 2,00 Euro pro Person besichtigten wir auf unserem Weg eine Kasbah-Ruine was uns wirklich in eine andere Zeit versetze, zumal wir die einzigen Besucher dort waren.


Der Eintritt in die, zum UNESCO gehörende Kasbah Aït Ben Haddou, ist kostenfrei. Die Bewohner haben eine Brücke über das Flussbett gebaut um trockenen Fußes zur Kasbah zu gelangen und für die Nutzung dieser Brücke zahlt man stolze 10,00 Euro pro Person.
Dank einer selbst gemalten „Schatzkarte“ die uns der Besitzer unserer Unterkunft bei check in überreichte, konnten wir einen anderen Weg nehmen und mussten somit nicht für die Brücke bezahlen. – dieser Weg ist allerdings abhängig davon wie viel Wasser im Flussbett ist. Lucky guys. 😉

Zurück in Marrakesch streiften wir durch den Markt von „Jemaa El Fna“. Gewürze, Kleidung, Lampen & Teppiche soweit das Auge reichte. – Aufdringlich war keiner, Fotos machen war aber auch nicht unbedingt erwünscht.
Tagsüber ist der große Platz davor fast leer. Am Abend werden dort unzählige Essensstände aufgebaut. Ein jeder verkauft das Selbe. Schnell sind wir von einem Schwarm junger Marokkaner umzingelt die uns versuchten an ihren Stand zu locken.
Im Hintergrund dudeln mehrere „Pungi“ (Einfachrohrblattinstrument/Flöte) der Schlangenbeschwörer – wovon die Hälfte der Schlangen aussah als wären sie bereits tot. Auch Trommeln sind zu hören. Tänzerinnen mit schicken Kleidern und Gesichtsbedeckung schwingen im Rhythmus anmutig ihre Hüften. Touristen haben Affen – an Ketten geleint – auf der Schulter und schießen Selfies oder lassen sich die Hände mit Henna bemalen. Fotos machen kostet Geld, auch aus der Ferne steht plötzlich jemand hinter einem und will Kohle sehen. Bis zu 20,00 Euro lassen sich Touristen aus dem Geldbeutel dafür ziehen. – ich mache keine Fotos, zumal uns die Tiere unglaublich leid tun.
Regelmäßig sitzen Frauen mit ihren kleinen Kindern auf der Straße, betteln um Geld. „Flüchtling aus Syrien“ steht auf ihren Schildern. Kleine Kinder wollen uns Tempopackungen verkaufen, andere kommen mit Sonnenbrillen und T-Shirts an.

Am nächsten Tag machen wir uns zu Fuß auf in den alten Stadtteil – die Medina von Marrakesch.
Auch hier wieder verwinkelte Gassen und Händler. Dieser Markt ist anders. Es gibt keinen Schnickschnack aus dem 21. Jahrhundert. Es gibt magische Holzschachteln, Händler die uns Ihre Handwerkskunst zeigen und dabei Hände und Füße einsetzen. Skulpturen und Masken aus fernen Ländern, Körbe und traditionelle Gewänder. Die Gewürzeimer sind schön zurecht gemacht und es duftet nach Pfeffer und frischem Tee. Jeder grüßt uns. Esel ziehen Wägen ans uns vorbei. Die Gassen sind mit schönen Holzverkleidungen überdacht. Endlich, an unserem letzten Abend in Marokko, haben wir auf einem der unzähligen Märkte, zum aller ersten Mal das Gefühl von Tausendundeiner Nacht.


Nachtrag: Marokko im Januar ist wirklich kalt. Wir haben zum Teil mit Thermounterwäsche geschlafen und dabei noch Glück mit dem Wetter gehabt. Keinen Tag Regen obwohl es der regenreichste Monat ist. An den touristischen Orten nervt die ständige „Belagerung“ junger marokkanischer Männer die einem den Weg für Geld zeigen wollen, Drogen anbieten oder sonstigen Kram versuchen zu verkaufen. Konstantes ignorieren – auch wenn es gegen die eigene Erziehung geht – hilft und bereitet weniger Sorgen. Für eine Strecke von 200 Kilometer müssen mindestens 4,5 Stunden Fahrtdauer einberechnet werden. Mancherorts stehen unglaublich viele Verkehrspolizisten. Die Marokkaner haben regelmäßig und überall unnütze Kreisverkehre errichtet und die ständig wiederkehrenden „Speed bumps“ (Bremsschwellen) machen das Fahren auf marokkanischen Straßen nicht angenehmer. (Wie in Frankreich eben auch…)
– und Rory, durch seine Mitfahrgelegenheit in unserem Wagen hat er im Hinterland von Marokko seine neue Heimat gefunden und möchte dort eine Baumschule errichten. Er ist – wie wir – unglaublich begeistert von dieser beeindruckenden Naturwelt und der Gastfreundschaft derer, die nicht an den Straßenecken rumlungern.

 

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